Feuer im Treppenhaus – 2. Rettungsweg führt über das Dach mit der Drehleiter
Gemäß der Hessischen Bauordnung müssen in bestimmten Gebäuden mit besonderer Nutzung mind. zwei Rettungswege vorhanden sein. Der erste Rettungsweg muss über mind. eine notwendige Treppe führen (kein Aufzug o. ä.), der zweite Rettungsweg kann eine mit Rettungsgeräten der Feuerwehr erreichbare Stelle am Gebäude sein.
Im Ortenberger Stadtteil Usenborn hatte sich die Nutzung des alten Pfarrhauses vor einiger Zeit von einer reinen privaten Nutzung in eine gemeinnützige Einrichtung für Kinder geändert. Diese Nutzungsänderung zieht auch gesetzliche und bauliche Konsequenzen nach sich, die vom Betreiber „Häuser für Kinder e. V.“ auch schon umgesetzt wurden. Eine Information an die Stadtverwaltung oder die örtliche Feuerwehr ist in einem solchen Falle nicht vorgeschrieben und blieb daher auch aus, aber da die Einsatzkräfte der Feuerwehr Usenborn ja stets mit offenen Augen durch ihren Ort und die Gemarkung laufen, blieb der neu hinzu gekommene Rettungsweg über eine anleiterbare Stelle (Rettungspodest) außerhalb auf dem Dach nicht lange unbemerkt.
„Unsere hier im Ort auf dem Löschfahrzeug TSF-W vorgehaltene 4-teilige Steckleiter kommt bei diesem Gebäude an ihre Grenzen“, so Wehrführer Florian Neun, (Ein Teil der Steckleiter ist 2,70 m lang. Zusammengesteckt hat sie eine Höhe von 8,40 m und eine Rettungshöhe von 7,20 m). Kurzerhand haben wir dann Kontakt mit den Kollegen der Feuerwehr Gedern aufgenommen, sie unterstützten uns mit ihrer Drehleiter (DLA(K) 23/12) bei einer Einsatzübung mit Personenrettung über das Dachgeschoss bzw. stellten die Anleiterbereitschaft her. Die Anleiterbereitschaft ist eine spezielle Taktik der Feuerwehr an Brandstellen zur Sicherstellung eines zweiten Rettungs- und Rückzugsweges, und für die Selbstrettung vorgehender Atemschutzgeräteträger, wenn sich Einsatzkräfte in Gefahrenbereichen oberhalb des ebenerdig zugänglichen Bereiches befinden.
Hier kurz ein paar Fakten zu Drehleitern bei der Feuerwehr:
Eine Drehleiter ist ein sehr wichtiges und unverzichtbares Einsatzmittel der Feuerwehr. Die Einsatzarten für eine Drehleiter sind sehr vielfältig und reichen über die Menschenrettung aus brennenden Gebäuden weit hinaus. Häufig unterstützt eine Drehleiter den Einsatz des Rettungsdienstes, beim Befördern von Kranken- oder Schleifkorbtragen aus höheren Stockwerken, oder wenn ein Transport von Patienten über ein Treppenhaus nicht mehr möglich ist. Bei der klassischen Brandbekämpfung z. B. bei Dachstuhlbränden, aber auch zur technischen Hilfeleistung werden Drehleitern gerne zu Einsätzen in die Höhe, aber auch in die Tiefe eingesetzt. Im Bedarfsfall werden die Drehleitern der Nachbarkommunen (Gedern, Büdingen und Nidda) zu Einsätzen innerhalb der Stadt Ortenberg alarmiert. Die Drehleiter rückt bei bestimmen Einsatzstichworten auch automatisch mit aus, ohne dass diese erst durch den Einsatzleiter vor Ort „nachalarmiert“ werden muss, so wird keine Zeit vergeudet und die benötigten Einsatzmittel sind
zeitnah vor Ort.
Die ausgebildeten Drehleitermaschinisten aus Gedern haben ihre Kollegen hier in Usenborn bei ihrer Rettungsübung voll unterstützt, so hatten die Einsatzkräfte der Usenborner Wehr auch die Möglichkeit im Drehleiterkorb zusammen mit einem Kameraden aus Gedern zu „arbeiten und agieren“, die Bedienung der Drehleiter obliegt aber in jedem Falle den ausgebildeten Maschinisten, dennoch wird es vorkommen, dass die Einsatzkräfte aus dem jeweiligen Ort in den Korb müssen, z. B. bei besonderen Tätigkeiten oder als Ersatz von bereits stundenlang eingesetzten Kräften.
Die Rettungsübung in Usenborn war sowohl für die die Betreuer und die Kinder im Pfarrhaus, als auch für die Feuerwehr eine durchaus positive und sehr hilfreiche Erfahrung, haben doch auch die Feuerwehrleute vor Ort den Kindern und der Heimleitung einige wichtige Grundsätze zum richtigen Verhalten bei einem Feuer im Haus näherbringen können. Die Kinder gelobten auch Besserung, wollten ihre Sachen und Klamotten nicht mehr einfach so im Flur und im Treppenhaus liegen lassen und versprachen auch, bei einem Feueralarm im Pfarrhaus dieses sofort und zügig zu verlassen, alle Türen zu verschließen und sich am ausgeschilderten Sammelplatz einzufinden. Die Kommunikation zwischen der gerade diensthabenden Kraft und dem Einsatzleiter Florian Neun war ordentlich und korrekt, sie meldete, dass alle Kindern und Betreuer das Haus verlassen haben und sich vollzählig am Sammelplatz eingefunden hätten – rundum eine gelungene und spannende Übung für die Kinder, Betreuer und die eingesetzten Kräfte aus Gedern und Usenborn.
Weitere hilfreiche und nützliche Infos finden sie unter diesen Links:
www.haeuser-fuer-kinder.de – www.ff-gedern.de – www.ff-usenborn.de
Bildergalerie:
Text & Bilder: Axel Bechtoldt