Türöffnung auf Feuerwehr-Art

Freiwillige Feuerwehr Usenborn übt mit dem Halligon-Tool

Hilferufe aus der Wohnung, eine unklare Rauchentwicklung bzw. ein Entstehungsbrand oder andere Notfallsituationen rechtfertigen die „gewaltsame Öffnung“ einer Wohnungstüre durch die Feuerwehr um schnell handeln zu können und um größere Schäden abzuwenden. Eine solche Notfalltüröffnung wurde kürlich von den Einsatzkräften der Feuerwehr Usenborn theoretisch und auch praktisch geübt, die hierbei erhaltenen Erkenntnisse sind sehr aufschlussreich.

Wenn es die Zeit nicht zulässt, dann muss sich die Feuerwehr unter Umständen schnell Zugang in eine verschlossene Wohnung verschaffen. Diese Einsatzszenarien können u. a. ein Unfall oder eine akute Erkrankung von hilflosen Personen hinter verschlossenen Türen sein. Denkbar wären auch ein Wasserrohrbruch oder Rauch und Feuer in einer verschlossenen Wohnung – hier ist dann ein schnelles Eindringen in die Räume oder Häuser erforderlich. Oft wird auch die Feuerwehr zur Amtshilfe von der Polizei oder dem Ordnungsamt zur Unterstützung gerufen, selbst wenn eine Notfallsituation auch nur vermutet wird (Türöffnung mit Unfallverdacht).

Die Entscheidung ob man nun schnell und gewaltsam durch die Wohnungstüre eindringen muss, oder aber ob es andere, und unter Umständen einfachere und bessere Möglichkeiten des Zugangs gibt (offenes Fenster, Keller- oder Balkontüre), muss der Einsatzleiter dann vor Ort entscheiden. Nicht nur hier zählt der „Grundsatz der Verhältnismäßigkeit“. Manche Einsatzlagen sind auch weniger zeitkritisch, dann muss die Türe auch nicht gewaltsam geöffnet werden, dann kann man andere und schonendere Techniken anwenden die weniger Schaden verursachen, wie der Einsatz anderer Spezialwerkzeuge (Ziehfix, Rabbit-Tool, Fräsen), welche auch bei Feuerwehren im Stadtgebiet vorgehalten werden. Denn wenn die Wohnungs- oder Eingangstür durch Aufbrechen gewaltsam geöffnet wurde, ist hinterher ein sicheres Verschließen dieser meist nicht mehr möglich. Wenn alle anderen Möglichkeiten zum schnellen Eindringen nicht in Betracht kommen, dann versucht die Feuerwehr „schnell und gewaltsam“ in ein Objekt zu kommen.

Diese Szenarien wurden von den Aktiven der Einsatzabteilung der Feuerwehr Usenborn in einem Workshop erarbeitet und anschließend auch praktisch geübt. Im theoretischen Teil wurden im Unterrichtsraum die rechtlichen Aspekte einer Türöffnung, aber auch andere Möglichkeiten des Zugangs und die verschiedenen Werkzeuge dafür beleuchtet. In einer PowerPoint Präsentation wurde den Einsatzkräften die Handhabung und die Möglichkeiten des in Usenborn vorgehaltenen „Halligan-Tools“ vorgestellt. In den 1940er Jahren mangelte es dem New Yorker Fire Department an geeignetem Aufbrechwerkzeug. Diesen Missstand erkannte seinerzeit Deputy Chief Hugh Halligan. Bei seinen Vorgesetzten forderte er entsprechend geeignetes Material ein, jedoch ohne Erfolg, seine stetigen Anfragen blieben ungehört.

Kurzerhand machte er sich schließlich selbst daran ein zweckmäßiges Werkzeug für sich und seine Kollegen zu entwickeln. Hierzu begutachtete er die damals vorhandene Ausrüstung und passte sie den Erfordernissen an. Heraus kam dabei das nach ihm benannte und in seiner Form bis heute unveränderte „Halligan–Tool“ (Foto).

Im praktischen Teil des Workshops konnte dann wirklich eine vorhandene Tür gewaltsam geöffnet werden. Die Kameraden aus Usenborn haben sich zuvor den Prototyp einer Übungstüre für die Feuerwehr selbst gebaut, um ein mehrmaliges Aufbrechen simulieren zu können, damit auch wirklich jeder der Teilnehmer „in den Genuss“ einer gewaltsamen Türöffnung mit dem Halligan-Tool kommt. Leider hat es der Prototyp nach mehr als 10 Öffnungen doch nicht überlebt, da hier letztendlich enorme Kräfte auf die gesamte Konstruktion wirken. Die „Macher“ der Feuerwehr in Usenborn sind aber schon dabei eine stabilere Variante zu bauen (Übungstüre 2.0), damit auch die anderen Feuerwehr Kollegen aus dem Stadtgebiet Ortenberg zukünftig mit dieser Übungstüre das gewaltsame Öffnen und das Setzen eines sog. „Rauchvorhanges“ realitätsnah üben können. Ein ganz großer Dank geht hier an die beiden Erbauer und Konstrukteure der Übungstüre Florian Faust (Holz) und Marco Ullrich (Stahl).

Die bei diesem ersten Workshop erhaltenen Erkenntnisse, Erfahrungen und Techniken fließen nun in weitere Übungen und Einsätze ein, somit sind die Einsatzkräfte bestens auf zukünftige und kritische Situationen vorbereitet.


Bildergalerie:

Text & Bilder: Feuerwehr Usenborn

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